Wasserversorgung 1910

Wasserversorgung Merzenberg vor 1910

Es stellt sich die Frage, weshalb der Merzenberg vor dem Sauwasen besiedelt worden ist. Die Erklärung findet sich in der vorhandenen Wasserversorgung am Merzenberg, während der Sauwasen erst 1910 mit der neuen Wasserleitung und einer Druckpumpe mit Wasser versorgt werden konnte.
Von der Wasserversorgung des Merzenberg sind noch Unterlagen von 1885 vorhanden. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits die meisten alten Häuser an der Merzenbergstrasse.
Die Bewohner konnten bis zu diesem Zeitpunkt ihr Wasser aus einem Brunnen im Bereich der heutigen Nr. 35 holen.
Der untere Bereich des Merzenberges holte das Wasser aus dem Stockerbach oder aus dem Brunnen bei Haus-Nr. 1 (früher Volksbank).

Wasserleitung Merzenberg 1889
Merzenberg 1889

Am 8. Dezember 1885 beschloss der Untermusbacher Gemeinderat die Wasserversorgung im Ortsteil Merzenberg zu verbessern.
Oberamtsbaumeister Kirn aus Freudenstadt wurde mit der Planung und Bauausführung beauftragt. Die Planungsunterlagen befinden sich im Gemeindearchiv. Ein Teil des Kostenvoranschlages von Oberamtsbaumeister Kirn wurde editiert und nachfolgend kursiv geschrieben original wiedergegeben.

Kostenvoranschlag über die Herstellung einer neuen Quellwasserleitung für den Ortsteil Merzenberg.
Vorbemerkungen: Auf dem Merzenberg besteht schon längst ein laufender Brunnen, welcher von einer der alten Quellstube zugeleiteten Quelle gespeist wird. In letzter Zeit haben nun die Bewohner der von dem laufenden Brunnen entfernter liegenden Gebäude das Verlangen gestellt, in der Nähe ihrer Häuser Brunnen zu errichten, da es für sie namentlich im Winter sehr beschwerlich je sogar gefährlich sei, das Wasser vom Tal heraufzuholen und Vieh zur Tränke zu treiben.
Der Unterzeichnete wurde sodann beauftragt Vorschläge zur Abhilfe zu machen.
Da der unterirdische Lauf der vorhandenen Quelle von der Quellstube reinkommend ziemlich genau bekannt war, und da nach Lage und Form des Terrains zu hoffen war, durch Nachgraben bis auf die wasserführende Schicht noch mehr Wasser zu erhalten, wurde ein neuer Schacht gegraben.

Alter Quellschacht
Alter Quellschacht
Neuer Quellschacht
Neuer Quellschacht

Derselbe hat eine Länge von ca. 8 m und eine Tiefe von 4 m.
Die bestehende Quelle wurde in diesem Schacht gefunden, sie entspringt den oberen Lagen des Buntsandstein bei dem Punkte a.
Weiter rückwärts wurde auf diese Ausdehnung nur eine verschwindend kleine Wassermenge gefunden, so dass man von weiteren Versuchen auch schon der Kosten wegen absehe  und den Schacht wieder in der aus den Plänen ersichtlichen Weise zudecken müsste.
Genaue Messungen der vorhandenen Wassermenge am 19. Mai 1886, also bei außerordentlich niederem Wasserstand, ergaben pro Minute 9 Liter. Es reicht somit die vorhandene Wassermenge zur Speisung weiterer laufender Brunnen nicht und müssen deshalb selbstschließende Wasserbrunnen und zur Wassersammlung ein Reservoir angelegt werden.

Reservoirplan
Reservoirplan
Pumpbrunnen auf Reservoir
Pumpbrunnen auf Reservoir

Infolge dieser Vorbemerkungen wurde ein Reservoir mit 8100 Liter geplant. Kurz vor Bauausführung wurde ein vergrößerter Hochbehälter mit 24000 Liter beschlossen. Dieser Hochbehälter stand vor dem Hause Stöhr, er wurde bereits vor Jahren entfernt.
Die Quelle befindet sich auf einem Feldgrundstück das mit Schuppen bebaut war und die Flurstück-Nr. 109/2 hat. Dieses Grundstück hat damals Joh. Georg Dölker gehört und wurde zu einem späteren Zeitpunkt von Fam. Hofer bebaut. Joh. Georg Dölker erhielt für die Bauarbeiten auf seinem Feld eine Entschädigung von der Gemeinde.
Aus den Rechnungen der Grabarbeiten für die Rohrleitungsverlegung ist zu entnehmen, dass zwischen Quelle und Hochbehälter eine Rohrleitung von 30 m Länge verlegt wurde. 

Ausschreibung Reservoir
Ausschreibung Reservoir
Ausschreibung Grabarbeiten
Ausschreibung Grabarbeiten

Beide Ausschreibungen erschienen in der Zeitung „Der Grenzer“ im Jahr 1886.   Nach Erstellung des Reservoirs wurde eine Gußrohrleitung mit 70 mm Durchmesser den Merzenberg hinunter verlegt und die selbstschließenden Brunnen sowie Hydrantenstellen gebaut. Der letzte Brunnen befand sich vor dem Haus des Bäckers Bauer. 

Gefällezeichnung
Gefällezeichnung
Selbstschließender Brunnen
Selbstschließender Brunnen
Hydrant
Hydrant

In den folgenden Jahren wurde dem Reservoir noch Wasser aus einer zweiten Quellstube, die im Bereich des Sportplatzes lag, zugeführt. Hierüber fehlen leider die Unterlagen.

Die neue Wasserleitung mußte dann auch zünftig im Gasthaus "Rose" eingeweiht werden. Die Anzeige erschien im November 1886 im "Der Grenzer".
Die neue Wasserleitung mußte dann auch zünftig im Gasthaus „Rose“ eingeweiht werden. Die Anzeige erschien im November 1886 im „Der Grenzer“. 

Im Jahr 1906 wurde gemeinsam mit Obermusbach eine neue Wasserleitung gebaut, deren Quelle oberhalb der Bähwiese lag. Zur Leistungserhöhung wurde 1921 für die gemeinsame Wasserleitung in Obermusbach beim Hof Braun eine Pumpstation mit einer elektrischen Pumpe gebaut.
Als weiter Baumaßnahme wurde ein Hochbehälter im Bereich der Segelflug-Gebäude gebaut, hier ist das Baudatum nicht bekannt. Diese Lage und Höhe erlaubte auch eine Versorgung des Merzenberges, so das die alten Brunnen stillgelegt und das Reservoir am Merzenberg entfernt wurde. 
Im Zuge der Wasserleitungserneuerung 2011 wurde leider die Möglichkeit versäumt, die alte noch vorhandene Brunnenstube zu erneuern und das Quellwasser für einen öffentlichen Brunnen zu nutzen. Aus Kostengründen wurde die alte Brunnenstube verfüllt und die Quelle am Merzenberg, der Besiedlungsgrund des Merzenberg, geschlossen. Während der Abriss- und Verfüllarbeiten war ein letzter Blick in die vor 126 Jahren erweiterte Quellfassung möglich. Es sind auch die alten Rohrleitungen und die Eisenträger zu sehen, die damals eingelegt wurden. 

Quelle
Quelle
Blick in die Quellenstube
Blick in die Quellenstube
Der alte Einstiegschacht zur Brunnenstube
Der alte Einstiegschacht zur Quellenstube
Quellenstube
Quellenstube
Rohrleitung in Quellenstube
Rohrleitung in Quellenstube
Quellenstube bei Verfüllung mit Schotter
Quellenstube bei Verfüllung mit Schotter


Bericht erstellt von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 09.03.21