Das Schicksal des Friedrich Reinhardt ,
auch Friedrich Nam genannt
Eine beeindruckende Persönlichkeit hat der Fotograf Karl Weis in Buchen/Odenwald in seinem Atelier um 1930 abgelichtet.
Es ist nach dem eingeritzten Eintrag auf der Rückseite der gläsernen Fotoplatte
„Friedrich Reinhardt Zi(geuner) Musbach“.
Die Rechte der Fotos liegen bei:
https://bawue.museum-digital.de , Bezirksmuseum Buchen, Bildarchiv Karl Weiß“. Vielen Dank für die zur Verfügungstellung.
Friedrich Reinhardt war als Zigeuner immer auf der Straße unterwegs. So gibt es über seine und seines Vaters Anwesenheit in Bayern auch Nachweise.
Friedrich Reinhardt wurde als Friedrich Nam in Untermusbach geboren. Im Geburtsregister von Untermusbach aus den Jahren 1876 bis 1900 stehen am 15. Dezember 1882 folgende Einträge, die über sein Leben und sein Schicksal berichten:
„Der Regenschirmmacher Karl Nam von Artolsheim Bezirk Unter-Elsaß Kreis Schletstadt (Sélestat) Deutsches Reich wohnhaft zur Zeit in Untermusbach, katholischer Religion, zeigt an, dass von der Cresentia Nam geborene Schneck, seiner Ehefrau von Artolsheim Bezirk Unter-Elsaß Kreis Schletstadt Deutsche Reich, katholische Herkunft, wohnhaft bei ihm in dem hiesigen Gemeindehaus in seiner Wohnung am vierzehnten Dezember des Jahres 1882 Nachmittags um 4 Uhr ein Kind männlichen Geschlechts geboren worden sei, welches den Vornamen Friedrich erhalten habe.
Unterschrieben Karl Nam
Der Standesbeamte Wurster“
Auf der Seite ist folgende Randnotiz geschrieben:
„Auf Anordnung des Amtsgerichts Freudenstadt vom 9.Oktober 1923 wird berichtigend vermerkt, dass die nach nebenstehender Feststellung am 15. Dezember 1882 vor dem Standesbeamten erschienene Persönlichkeit nicht Carl Nam hieß, sondern der am 9. April 1852 in Anzelingen (Lothringen) geborene Michael Otto Reinhardt gewesen ist und die Mutter des angezeigten Kindes nicht Creszentia Nam hieß und die Ehefrau des Anzeigenden war, sondern die am 10.1.1852 in Neuhengstett Oberamt Calw geborene, damals noch ledige Clara Pauline Barbette Schneck gewesen ist.
Untermusbach, den 15. Oktober 1923
der Standesbeamte Bohnet“
„Laut Ausfertigung des Amtsgerichts Heidenheim a. Br. vom 6. Oktober 1923 hat Michael Otto Reinhardt MR1), Schirmmacher in Nattheim O/A Heidenheim in einer am 6. Oktober 1923 abgegebenen Erklärung die Vaterschaft des nebigen Kindes anerkannt.
Untermusbach, den 15. Oktober 1923
der Standesbeamte Bohnet“
Es folgt eine letzte Anmerkung:
„Gestorben am 23.5.1943 in Auschwitz. Blg. 150.“
„Der Sterbefall wurde nachträglich beurkundet v. 5t. Amt Arolsen, Abteilung Auschwitz Nr. 708/1955. s. Beilg.“
Der Sterbenachweis findet sich auch auf der Website des Museum „Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau“.
Urheberrechte dieses Bildes bei : www.Auschwitz.org
Entnommen dem Geburtsregister 1876-1900 im Archiv Musbach und dem „Zigeuner-Buch“ von Alfred Dillman, München 1905, FN1) Zigeuner-Buch Nr. 1676, MR1) Zigeuner-Buch Nr. 2039 .
Fotos von der Website www.bawue.museum-digital.de , Sterbenachweis auf www.auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/ .
Ein Bericht von Hans Rehberg
Letzte Änderung am 26.03.23