Die Mergel-Grube
In Obermusbach und in Untermusbach befinden sich Geländebereiche mit Mergelboden, der in früherer Zeit wirtschaftlich genutzt wurde.
In Obermusbach befindet sich im Bereich des Segelflugplatzes das Flurstück Mergelgrube. Ein westlich von der Landebahn liegendes kleines Wäldchen ist der Platz an dem vor langer Zeit der Mergel abgebaut wurde.
In Untermusbach wurde der Mergel im Bereich des heutigen Sauwasen abgebaut. Insbesondere ist in den alten Dokumenten der untere Bühl erwähnt. Dies ist das Flurstücke des alten Sportplatzes im Wasenweg.
In der Oberamtsbeschreibung Freudenstadt von 1858 wird folgendes geschrieben:
„In dem südöstlichen Theil des Bezirks, in dem Gebiet der Glatt, wo die Glieder des Muschelkalks die Hauptrolle spielen, treten in der Nachbarschaft des bunten Sandsteins zuerst Wellenmergel und dolomitischen Wellenkalke auf, von denen erstere, wenn sie durch Düngung und Aufführung von sandigen Bodenarten leichter gemacht werden, mittelergiebige Fruchtböden liefern. Dagegen werden die Wellenmergel häufig auch auf nahe gelegene leichte Sandböden gebracht, um diese bindender und ergiebiger zu machen.“ OA28)
In der Ortschronik von Igelsberg OI19) wird geschrieben:
„Früher war das Brennen der Felder üblich. Der Wasboden wurde abgeschürft und verbrannt. Heute (1925) ist man ganz davon abgekommen; jedenfalls mit Einführen des Kunstdüngers und Herbeischaffen des Mergels aus dem nahen Musbach. Es konnte doch gerade der teilweise Ortsteinboden nur durch Überführen mit Mergel anbaufähig gemacht werden. Noch heute findet man in den Feldern ganze Mergelstücke, die von auswärts herbeigeführt wurden.“
Im Gemeinderatsprotokollbuch ab 1864 finden wir folgende Eintragungen:
16. Mai 1866
Da mehrere Bürger von Igelsberg bei dem Schultheißenamt nachgesucht haben, auf dem Gemeindeplatz Mergelgrub genannt, Mergel zu graben und nach Igelsberg zu führen, so wurde heute beschloßen, daß wenn 12 Pfennig für den Wagen voll bezahlt werde, so könne abgeführt werden so viel sie wollen. So beschloßen Gemeinderath Blöchle, Müller, Haist, Hornberger, Seeger, Kilgus. GP1864S33)
30. August 1873
Wegen Mergel abfahren auf dem Gemeindeplatz Mergelgrub genannt, von den Bürger von Igelsberg wurde beschloßen daß der Wagen 15 Pfennig koste wenn sie noch mehr abführen wollen.
Bürgerausschuß Dölker, Kalmbach, Lörcher, Schmid, Nußkern.
Gemeinderath Blöchle, Hofer, Schittenhelm, Weihser, Haist. GP1864S134b)
1. Mai 1875
Durch wieder Ansuchen von den Bürgern von Igelsberg, wegen Märgel abführen aus der sogenannten Mergelgrube, wurde das Bürgerkollege versammelt und beschloßen, daß die obengenannten Märgel abführen dürfen.
Per 2 spenigen Wagen 24 Pfennig,
per 3 spenigen Wagen 36 Pfennig,
per 4 spenigen Wagen 48 Pfennig.
Beschloßen wird noch daß jeder wo Märgel holt Anzeige macht beim Ortvorsteher.
Sollte aber so geladen werden, ein 2 speniger Wagen oder 3 oder 4 speniger daß unter wegs fohrspan bestelt wird, so ist eine Strafe von 2 Mark und darf kein Mergel mehr abgeführt werden.
So beschloßen
Gemeinderath Hofer, Blöchle, Hornberger, Haist
Bürgerausschuß Dölker, Schmid, Wurster, Kilgus, Kalmbach. GP1864S143)OI19)
Das Klosterdorf Igelsberg, von Hermann Sieb, 1925, OA28) Beschreibung des Oberamtes Freudenstadt, 1858, GP1864S33) Archiv Musbach Gemeinderatsprotokollbuch 1864-1887.
Ein Bericht von Hans Rehberg
Letzte Änderung am 09.03.21