Koalitionskrieg 1766

Einquartierungen in den Jahren 1766-1800

Der 1. und 2. Koalitionskrieg und seine Auswirkungen auf Untermusbach
und die erste Nennung des Kartoffelanbaus

Der 1. Koalitionskrieg

Im den Jahren 1792 bis 1797 fand der 1. Koalitionskrieg zwischen dem revolutionären Frankreich und der Koalition von Österreich, Preußen, England und weiteren europäischen Staaten statt.
Fortgeführt wurden diese Kriege mit den 2. Koalitionskrieg von 1799 bis 1802, dann folgten durch Napoleon Bonaparte bis zu dessen Untergang 1815 weitere Kriegshandlungen. 
Welche Auswirkungen hatten diese Kriege auf unsere Region und auf Untermusbach?

Im Archiv von Musbach befinden sich alte Unterlagen, die Auskunft geben über die entstandenen Kriegskosten durch Einquartierungen der Kaiserlich Königlichen Armee und dem französischen Heer in Untermusbach in der Zeit von 1766 bis 1800. 
In diesen Listen sind die in Untermusbach lebenden Bewohner, die Kosten für Übernachtungen, Lebensmittel und Frondienste sowie Plünderungskosten aufgeführt.
Aus den Zielorten für die Vorspanndienste ist ersichtlich, dass viele Orte im Umkreis das gleiche Schicksal der Einquartierungen erdulden mussten.
Im nachfolgenden nun, verbunden mit einem kurzen geschichtlichen Überblick, diese Auflistungen.
Unsere Geschichte beginnt während des 1. Koalitionskrieges zwischen Frankreich und einer Koalition aus Österreich, Preußen und kleineren deutschen Ländern.
Am 2. Juli 1796 eroberten die französischen Truppen von Oppenau aus den Kniebis und drängten die württembergischen Truppen zurück. Die in Freudenstadt verbliebenen österreichischen Jäger wurden am 4. Juli angegriffen und bis Dornstetten zurückgeworfen.
Am 9. Juli  folgte die große Schlacht bei Malsch in der Nähe von Rastatt. Die österreichischen Truppen gewannen diese Schlacht gegen die französischen Truppen, mussten jedoch sofort danach zurückweichen und die Region für die französischen Truppen freigeben. 

Deckblatt Einquartierung 1796
Deckblatt Einquartierung 1796


Es folgte die Zeit der französischen Besetzung von Untermusbach vom 14. Juli bis 31. August 1796.
Unter der Trikolore marschierten wenige Jahre nach dem Sturm auf die Bastille französische Revolutionstruppen über den Kniebis auch in Freudenstadt ein, nachdem der württembergische Herzog 1793 leichtsinnigerweise der Allianz der Österreicher und Preußen gegen die „Neufranken“ mit ihrer „verderblichen Lehre“ beigetreten war. Nach einem kurzen Gefecht um die Röschenschanze am Kniebis-Pass im Juli 1796 war der Weg ins Innere Deutschland frei, dieser Weg führte über Freudenstadt. 
1796 war der franz. General St. Cyr in Freudenstadt. Ihm folgten die österreichischen Generäle Klingling, Prinz von Lohtringen und Starray 1797 und anschließend am 13. Mai 1797 die franz. Generäle Vandamme, Jordis, Davox und Tarran.
Im April 1799 zog der franz. General Jourdan mit seiner geschlagenen Armee am Bärenschlößle vorbei über den Kniebis nach Frankreich.1)
Hierbei entstanden Kriegskosten durch die Einquartierung der französischen Truppen in Untermusbach.
Insgesamt 497 Übernachtungen (etwa 10 Soldaten gleichzeitig) von französischen Soldaten im Wert von 180 Gulden, die Quartiergeber waren:
Michael Müller, Leibgedinger,
Johann Adam Frei, Bauer,
Hanns Jerg Heintel,
Friedrich Brösamle,
Martin Knäusler, Taglöhner,
Friedrich Kugler,
Hanns Martin Luz,
Matteus Leixen Kinder,
Martin Mast,
Matteus Eisenmann,
Johann Zirn, Maurer,
Michael Schittenhelm, Bauer,
Johann Blöchlen,
Martin Braun, Schneider,
Michael Blöchlen,
Matteus Schaiblen,
Johann Adam Hofer, Schmid,
Michael Frei, Bauer,
Johann Zirn, Waldhauer,
Johann Knäusler, Schmid,
Joh. Schmid, Bauer,
Friedrich Hartmann,
Filip Hartmann,
Christian Wurster,
Christian Weißer, Wagner,
Michael Wurster, Schneider,
Christian Wössner, Maurer,
Friedrich Frei, Ochsenwirt,
Johann Kalmbach, Bek,
Jakob Seeger, Schumacher,
Johann Stoll, Schneider,
Johann Brömle, Weber,
Johann Hornberger,
Johann Frei, Taglöhner,
Michael Frei, Bauer,
Hanns Jerg Hartmann.
Es mussten an 25 Tagen Vorspann (Transportleistungen mit Ochsen- und Pferde-Wagen) nach Freudenstadt, Dornstetten, Straßburg, Kirchheim a. d. Teck, Rottenburg und Horb im Wert von 320 Gulden, von denen nur 111 Gulden anerkannt wurden, geleistet werden.
An Naturalien wurden 27 Zentner Heu nach Dornstetten geliefert. Zur Ernährung der Soldaten mussten 519 Pfund Brot gebacken und geliefert werden.
An Plünderungen (Diebstählen) wurde ein Verlust von 45 Gulden 8 Kreuzer angegeben, diese wurden mit den Fünftel ihres Wertes berechnet.

Im August 1796 schlossen Württemberg und Baden einen separaten Friedensvertrag mit Frankreich und traten aus den 1. Koalitionkrieg aus. 
Nachfolgend waren jedoch noch die österreichischen König Kaiserlichen Truppen vom September 1796 bis zum Juli 1797 in Untermusbach.
Am 1. Mai 1797 musste zum Beispiel 45 Infanteristen eine Übernachtung geboten werden. Insgesamt wurden in dieser Zeit 8166 Übernachtungen im Wert von  2920 Gulden von den oben aufgeführten Untermusbacher Gastgebern gewährt.
Vorspanndienste wurden nach Freudenstadt, Nagold, Dornstetten, Grüntal, Eutingen, Kniebis, Aach, Rottenburg, Tübingen, Schwarzenberg, Horb, Neu Nuifra, Bittelbronn, Wittlensweiler, Fluorn, Loßburg, Dürrenmettstetten, Wolfach, Oppenau, Besenfeld, Calw, Hallwangen, Pfalzgrafenweiler, Rippoldsau und Schramberg geleistet. In den meisten Fällen mit einem Pferd oder einem einspännigen Pferdefuhrwerk. In wenigen Fällen auch mit einem Ochsengespann. Zur Brennholzlieferung nach Horb wurden 3 Fuhren mit 3spännigen Ochsen eingesetzt.
An Naturalien wurden geliefert: 42 Zentner Heu, 124 Bund Stroh nach Aach, 3 Klafter Brennholz nach Horb, weitere 10 (4 anerkannt) Klafter Brennholz hat der Wachdienst in Untermusbach verbraucht. Ebenso hat die Wache 3 Maß Leinöl für Lichter verbraucht. Weiter wurden 5 Paar Schuhe geliefert, wobei die Berechnung von 4 Paar wegen Plunderqualität abgelehnt wurden.
Von Alt Michael Frey wurde 1 Kalb im Wert von 6 Gulden nach Freudenstadt geliefert, die Berechnung jedoch wegen schlechter Qualität abgelehnt. An Brot wurden für die Soldaten im Ort 513 Pfund und nach Freudenstadt 150 Pfund geliefert.
Zusätzlich zu den Einquartierungen mussten noch Handfronen (Arbeitsleistungen) geleistet werden.
Beim Ausbau der Straße auf dem Kniebis waren 23 Untermusbacher je einen Tag eingesetzt. Die Wege im Musbacher Wald mussten 5 Musbacher an 2 Tagen ausbauen. Ein Musbacher hatte an 4 Tagen Handfronen  in Rottenburg leisten und zum Brücken- und Straßenbau waren 8 Musbacher je 2 Tage nach Schönmünzach.
An Plünderungen (Diebstahl) wurde ein Wert von 191 Gulden angegeben. Diese Kosten wurden jedoch nicht anerkannt. 

Im Oktober 1797 wurde der 1. Koalitionskrieg auch durch Östereich beendet. 


Der 2. Koalitionskrieg

Vom März 1799 bis Februar 1801 fand der 2. Koalitionkrieg statt. Im März 1799 wurden die französischen Truppen bei Ostrach und Stockach geschlagen und mussten sich Anfang April auf die linke Rheinseite zurückziehen. Hierbei zogen die französischen Truppen auch über den Kniebis und zündeten dort am 1./2. April 1799 die Kirche an.  
Im Mai 1800 marschierten die französischen Truppen jedoch wieder über den Rhein und diesmal konnten die österreichischen Truppen sie nicht aufhalten. Die Österreicher wurden im Mai 1800 bei Meßkirch und im Juni 1800 bei Höchstädt geschlagen.
Das Kaiserreich musste kapitulieren.   

Deckblatt Einquartierung 1799
Deckblatt Einquartierung 1799

In dieser Zeit musste Untermusbach vom April 1799 bis April 1800 österreichischen Soldaten ein Quartier und Nahrungsmittel bieten sowie Vorspanndienste leisten.
Die Einquartierung durch K&K-Soldaten fand vom 6. April bis 5. Mai 1799, also an 29 Tage statt. Die Übernachtungszahl für Soldaten betrug 6634 und die für Offiziere 119. Hinzu kam die Unterstellungzahl von 6724 Pferde. 
Insgesamt ein Kostenaufwand von 2754 Gulden.
An Lebensmittel wurden geliefert:
390 Pfund Brot, 9 Scheffel 4 Simri Hafer, 123 Zentner Heu, 150 Bund Stroh, 7 Klafter Brennholz und Lichtermaterial für 3 Gulden.        

Erstmals in der Geschichte von Untermusbach findet sich hier ein Nachweis über den Anbau von Erdbirnen (Kartoffel).
Im Jahr 1799 wurden 4 Scheffel 4 Simri (etwa 797 Liter) Erdbirnen zur Küche nach Obermusbach geliefert werden. Diese Erdbirnen wurden in Kesseln, also vermutlich bereits gekocht, geliefert.

Einquartierung 1799 Erdbirnenlieferung (Kartoffellieferung)
Einquartierung 1799 Erdbirnenlieferung (Kartoffellieferung)

Die Untermusbacher machten unter der Position -Insgemein (bzw. Plünderungen)- dann Kosten für beschädigte Erdbirnen-Kessel geltend. 
Die Vorspanndienste hatten einen Aufwandswert von 188 Gulden und wurden in großer Zahl mit Ochsengespannen durchgeführt. 
Dem Alt Michael Frey ist bei einem Transport nach Bühl ein Pferd in Wert von 50 Gulden verendet.
Die Plünderungen (Diebstähle) wurden vom Ort mit 98 Gulden angegeben, jedoch wurden nur 3 Gulden anerkannt. 


Für die anschließende Zeit der österreichischen Einquartierung vom 28. April bis 7. Juli 1800 erfolgte eine weitere Berechnung.

Deckblatt Einquartierung 1800
Deckblatt Einquartierung 1800

In den gleichen Unterlagen wurden auch die Kosten für die französische Einquartierung vom 26. August bis 2. Dezember 1800 aufgeführt.   
Bei der österreichische Einquartierung entstanden fürs Vorspannen am 28. April und 3. Mai 1800 Kosten von 36 Gulden. Naturalien im Wert von 2 Gulden 53 Kreuzer wurden von 2 Husaren direkt bezahlt. 
Bei der Einquartierung der Franzosen vom August bis Dezember 1800 entstanden folgende Aufwendungen:
4 Zentner 89 Pfund Heu für 12 Gulden 3 Kreuzer 3 Heller, 16 1/2 Bund Stroh für 3 Gulden 9 Kreuzer, 2 Scheffel 2 Simri Hafer für 13 Gulden 30 Kreuzer und Vorspannen im Wert von 113 Gulden.   

Die Kriege von 1800 bis 1815 wurden als Napoleonischen Kriege bezeichnet.
Im Jahr 1802 wurde der 2. Koalitionskrieg mit einen Friedensvertrag zwischen Frankreich und England beendet.
Der 3. Koalitionskrieg endete 1805 nach der Schlacht von Austerlitz. Ihm folgte 1806-07 der 4. Koalitionskrieg und 1809 der 5. Koalitionskrieg. Als letzter wird der 6. Koalitionskrieg von 1812-14 bezeichnet.

Das Dokument befindet sich im Archiv Musbach. Erläuternde Text und die Bilder wurden Wikipedia und 1) dem Jahrbuch des Kreises Freudenstadt vom Jahr 1989/90, Autor Gerhard Hertel, entnommen.

Gefunden und aufgeschrieben von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 09.03.21