Herzog Karl Eugen und die Waldschule
Man schrieb das Jahr 1778, die Zeit war gekommen, im Schwarzwald die jährliche Holländer Holz-Auszeichnung vorzunehmen.
Außergewöhnlich war, dass seine Herzoglichte Durchlaucht Herzog Karl Eugen den gnädigen Entschluß gefaßt, diesem Wald-Augenschein in Eigener Höchster Person anzuwohnen.
Herzog Karl Eugen traf am 9. Juli 1778 in Calw ein, um dann vom 10. bis zum 20. Juli den Waldberitt vorzunehmen.
Das Waldvisitationsprotokoll, das in Form eines Diariums, d.h. eines Tagebuchs, geführt wurde und heute wohlverwahrt im Hauptstaatsarchiv Stuttgart lagert, gibt Rang und Namen der Begleiter Preis:
Vom Oberforst Freudenstadt nahm hieran Oberforstmeister von Weitershausen teil.
Sämtliche Begleiter müssen gute und ausdauernde Reiter gewesen sein, denn die Reise durch den Schwarzwald, bergauf, bergab, über Stock und Stein und in so ausgedehnten Tages touren, konnte nur per Pferd bewältigt werden.
Bei diesem Umritt wurden 2360 Holländertannen zum Einschlag bestimmt. Eine gute Geldquelle für Karl Eugen.
Zum Abschluss der elftägigen Visitation bekam Karl Eugen noch eine Besonderheit zu sehen: vielleicht die allererste Pflanzschule des württembergischen Schwarzwalds! Oberforstmeister von Weitershausen hatte seit etlichen Jahren unweit von Untermusbach eine Plantage angelegt, in der Sämlinge und Jungbäumchen von Tannen, Forchen, Eichen und Lärchen gut gediehen, die Eichen z.T. schon etwa ein Schuh hoch waren. Der Forstmeister war unbestritten Pionier in der Anzucht von Forstpflanzen! Er benötigte sie dringend zum Wiederaufbau der vielen verwüsteten Wälder. 1)
Hier an der Plantage endigte sich die Waldbereutung und die Rayse gieng ordinari Landstraße fort nach Nagold und sofort nach Stuttgart.
Hat jedoch Karl Eugen angesichts des weithin trostlosen Zustands der durchrittenen Wälder Skrupel bekommen und wenigsten Bedauern empfunden? Wohl nicht! Wichtig war das volle Quantum Holländertannen und die nach außen wirksame Aktion als solche. Wie sollte ihm auch, der seiner Finanzen wegen Landessöhne ins Ausland verkaufte, der Wald – außer als Geldquelle und Jagdterrain – an´s Herz gewachsen sein?
Geschrieben von Hans Rehberg
1) Der genaue Standort ist nicht bekannt, es könnte die Baumschule neben dem Pavillon „Reute“ gewesen sein oder die Baumschule gegenüber der Deponie Bengelbruch an der B294.
Ausschnitt aus einen Artikel aus der Zeitschrift „Schwäbische Heimat“ 2008/4. Quellen, Hauptstaatsarchiv: A203 Bü 303, A 248 Bü 1750 + 1752, A 249 Bü 3413.
Letzte Änderung am 17.11.23