Schickhardt 1607

Heinrich Schickhardt in Musbach? 

Heinrich Schickhardt untersucht um 1607 den Stockerbach auf Flößbarkeit.

Heinrich Schickhardt, *5.2.1558  †14.1.1635, plante nicht nur Städte, Kirchen und Schlösser sondern auch Einrichtungen im Bereich der Wassertechnik. Er baute Brücken und Mühlen und überprüfte Flüsse und Bäche auf Schiff- und Flößbarkeit. 

Schickhardts Initialen
Schickhardts Initialen

Etwas abseits von der Heinrich-Schickhardt-Kulturstrasse liegen die Freudenstädter Ortsteile Grüntal, Aach, Hallwangen, Frutenhof und Musbach. 
Von der Beziehung Schickhardt zu diesen Ortsteilen und der schönen Landschaft sei hier berichtet.
Im den Jahren des Aufbaus von Freudenstadt und der Erneuerung der Kirche in Grüntal um 1600 ließ er sich 1607 die Berichte von Raminger und Haug über die Flößbarkeit des Stockerbaches und des Kübelbaches bis zum Zusammenfluss in Aach vorlegen und erstellte daraus ein eigenes Gutachten.
Grund hierfür war wahrscheinlich die Feststellung von Raminger, dass es im Weiler Wald viele Buchen gab und der Neckar  in diesem Bereich noch nicht flößbar war. Die Nutzung des Waldes war nur bedingt möglich gewesen, da Altensteig bis 1604 noch zur Grafschaft Baden-Eberstein gehörte und der Markgraf von Baden das Flößen durch Altensteig nicht zuließ.
Nach 1604 gehörte der nördlich Weiler Wald und Altensteig zu Württemberg. Ein Flößen bis in die Nähe von Stuttgart war aber immer noch nicht möglich, da Pforzheim zu Baden gehörte und ein Flößen über die Enz durch Pforzheim nicht erlaubt wurde. 
Im Jahr 1342 wurde zwar zwischen den Markgrafen von Baden und den Herzog von Württemberg ein Abkommen über die freie Flößbarkeit auf Nagold und Enz gegen eine Gebühr abgeschlossen. Offensichtlich wurde dieses Abkommen um 1604, vermutlich wegen des nicht ganz freiwilligen Verkauf vom Weiler Wald und Altensteig, gebrochen und den Württembergern die Flößerei durch Pforzheim nicht gestattet. Das Flößen der Buchen über den Neckar anstatt der Nagold wurde deshalb vorgezogen.
Der Bericht befasst sich auf dem ersten Doppelblatt mit der Flößbarkeit von Kübelbach (als Glatt bezeichnet) und Stockerbach. Die folgenden Seiten schildern dann die Situation des Weiler Waldes und seiner Buchenstämme. 

Skizze von Heinrich Schickhardt
Skizze von Heinrich Schickhardt

Hauptstaatsarchiv Stuttgart N220 T28-01 Permalink

Ein Auszug aus dem Untersuchungsbericht findet sich hier….

Auf dem ersten Doppelblatt befindet sich eine schöne handschriftliche Skizze von den beiden Bächen und ihrem Zusammenfluss bei Aach. Zu beachten sind in diesem Bericht hierbei auch die von heute abweichenden Schreibweisen der Ortschaften und Bäche.
Eingezeichnet sind die Ortschaften, zwei Mühlen zwischen Frutenhof und Aach und die nachfolgenden Entfernungsangaben.
Zwischen Obermusbach und Untermusbach 1/4 Stund, zwischen Untermusbach und Grüntal 1/2 Stunden und zwischen Grüntal und Aach 1/4 Stunde.
Vom Glattbrunnen nach Hallwangen 1 Stunde und von Hallwangen nach Aach eine halbe Stunde.
Als weitere Entfernungen sind angegeben, von Hallwangen nach Dornstetten eine halbe Stunde, von Aach nach Dornstetten eine kleine halbe Stunde, von Aach nach Freudenstadt 2 Stunden und von Untermusbach nach Freudenstadt 5/4 Stunden.
Der Kübelbach GR1) ist als Glattbach bezeichnet und der Stockerbach als Musbach.
Obermusbach wird Obermosbach und Untermusbach Undmosbach beschrieben. Frutenhof hat den Namen Stockerhof GR2) und die erste Mühle unterhalb von Frutenhof heißt Stockseegemil.
Die zweite Mühle Richtung Grüntal wird als Segmil bezeichnet. Grüntal wird Grindal und Freudenstadt Fredenstat geschrieben. Aach wird Ach und Dornstetten Dornsteten. 
Nun noch die Wiedergabe des Textes auf der ersten Doppelseite der leider unvollständig und schlecht lesbar ist.


Dieser Text steht rechts neben der Gewässer-Skizze: 
Vom Glatbrünle biß an die Nagolt ohngeuer 1 Stunde weeges. Unter einem Trennstrich dann: Die Moßbach entspringt im Dorff Obermospach. Laufft auff eine Stund weges in einem Wisthal biß in das Dorff Ach, ist gar gering krum und Steinechdt, Und ganz nichdt Zu rhaten einigen Costen mit flesig machung des selbigen An Zu winden dan der nutz so darum zu hoffen nichdt so groß. Das er den darauff gehendten Costen ertragen machdt. Das Glatbrünle entspringt oben an dem Weiler Wald, ist eine gering (Rest fehlt) 

Auf der linken Seite des Doppelblattes befindet sich folgender Text: 
Vom Glatbrünle gen Halwangen 1 Stund, von Halwangen gen Undmosbach 1 Stundt.
Gen Ach halbe Stund, von der Ach gen Dornsteten eine kleine halbe Stunde.

Dieses Gutachten wird vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart wie folgt kommentiert:
„Abschrift Schickhardts eines Berichtes von Raminger und eines Gutachtens von D. Jacob Haug über das Flößen im Glattbach oberhalb des Weiler Waldes im Altensteiger Forst, wo viele Buchen stehen, Flößen von Holz über die Nagold nach Bisssingen, Flößen in Altensteig; Flößerei von Glattbrunnen („Glattbrünle“) nach Hallwangen, Mosbach, Aach, Dornstetten, Sandgrund bei der Nagold am Weiler Wald (2 Folio Doppelblatt), auf der ersten Seite Lageplan (Tinte) der Gegend von Obermosbach zur Glatt und von Aach über Hallwangen zum Glattbrunnen, mit Angabe der Floßdauer zwischen verschiedenen Orten in Stunden / o.D. (um 1607).“

Dieses Dokument soll die Basis sein für das Erschließen von Wanderwegen am Stockerbach und am Glattbach. Der Schickhardt-Freund und Wanderer soll hier auf Schickhardts Spuren die schöne Landschaft um Musbach, Hallwangen, Grüntal und Aach erwandern können.
Ein Verbindungsweg von Freudenstadt nach Grüntal soll auch die geschichtliche Verbindung zwischen Freudenstadt und den heute zu Freudenstadt gehörigen Teilorten des Waldgedings und des Kloster Reichenbach herstellen.

GR1) in „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, 1865 wird in einer Urkunde des Klosters Engeltal von 1508 der Glattbach bereits als Kübelbach benannt. Es ist nicht erklärbar, dass Schickhardt den Kübelbach als Glattbach bezeichnete.
GR2) in „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, 1865 wird in einer Urkunde des Klosters Engeltal von 1500 der Ort Frutenhof als Stocka bezeichnet. Hier ist die Bezeichnung Stockerhof durch Schickhardt vielleicht erklärlich.  

Schickhardt-Kulturstraße  und

Schickhardt-Zeichnungen

Entnommen aus: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N220 T28-01, Permalink .


Erstellt von Hans Rehberg

Letzte Änderung am 09.03.21